Mittwoch, 9. Dezember 2020

Schloss Heidelberg | Allgemeines Die Monumente werden digital: Schlösser und Gärten nutzen die Corona-Zeit

Video-Rundgänge mit dem Geschäftsführer Michael Hörrmann, Schulklassen-Material zum Herunterladen oder Online-Adventskalender: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, der größte kulturtouristische Anbieter des Landes, weitet in den Zeiten von Corona das digitale Angebot aus. Vieles davon öffnet Türen in die Zukunft – und vieles eröffnet ungeahnte neue Möglichkeiten. Etwa die internen Fortbildungen, „E-Learnings“ per Video, die endlich für alle in den Teams das Wissen gleichermaßen verfügbar machen – unabhängig davon, ob sie in den großen Monumenten und Zentren arbeiten oder in einem ehemaligen Kloster auf dem Land.

DIE SCHWIERIGE SITUATION LÖST KREATIVITÄT AUS
„Die Corona-Einschränkungen haben in den Schlossverwaltungen viel an Kreativität und Aktivität ausgelöst. Da ist gerade im digitalen Bereich unglaublich viel an Initiative entstanden und vieles weist weit über den Moment hinaus“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

 

HUNDERT TEILNEHMER LANDESWEIT IN 62 MONUMENTEN

Sensationelles Interesse: Als Annemie Danz, Restauratorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, jetzt während der Corona-Schließung einen Video-Vortrag über die präventive Restaurierung anbot, schalteten sich landesweit mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen dazu. Gespannt folgten sie ihren lebendigen Ausführungen zur vorausschauende Sicherung der kostbaren Kunstschätze in den Monumenten des Landes. Die Kunsthistorikerin Ulrike Seeger, Professorin an der Universität Stuttgart, hielt einen digitalen Vortrag über die frühe Zeit des Ludwigsburger Residenzschlosses am Beginn des 18. Jahrhunderts – und auch da war die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bildschirm ähnlich hoch.

 

TEAMS AUS NORD UND SÜD MACHEN MIT

„Ludwigsburg ist als besonders große Schlossverwaltung natürlich wegweisend – aber wir haben gesehen, dass die digitalen Fortbildungsangebote auf eine sensationelle Resonanz landesweit stoßen“, ergänzt Michael Hörrmann. „Unsere Teams nutzen jetzt die Zeit der Schließung und sammeln neues und aktuelles Wissen.“ Und die Möglichkeiten der digitalen Medien kommen der baden-württembergweit agierenden Institution entgegen: An den Videokonferenzen können Schlossführerinnen und Schlossführer zwischen Schloss Mergentheim im Nordosten und Salem ganz im Süden teilnehmen. Michael Hörrmann erklärt: „Wir können so endlich unsere in ländlichen Regionen arbeitenden Teams genauso gut versorgen wie die in den urbanen Zentren etwa in der Metropolregion oder im Raum Stuttgart.“

 

FACHWISSEN UND HINTERGRUND WÄCHST

Die Fortbildungen gehen weiter und die thematische Bandbreite ist spannend: Das Maitressenwesen steht etwa auf dem Programm – ein verbreitetes Phänomen an den Höfen. Oder die Mode des Barock, präsentiert von der Sammlungskuratorin des Modemuseums. „Die gute und fachkundige Präsentation durch unsere Führerinnen und Führer ist ein wesentliches Kapital unserer Arbeit“, sagt Michael Hörrmann. „Und da eröffnen die digitalen Vermittlungswege uns ganz andere Fortbildungsmöglichkeiten“.

 

CORONA VERÄNDERT DIE PRIORITÄTEN

Dass die Corona-Zeit einen enormen Digitalisierungsschub bringt – das liest man allenthalben. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg trifft das zu. Während in normalen Zeiten die Faszination des Originals, die Aura des Kunstwerks so sehr im Vordergrund steht, dass alles Weitere im Rang dahinter zurückstehen muss, hat man sich 2020 in vielen Bereichen schnell weiterentwickelt. Im ersten Lockdown im Frühjahr haben die Staatlichen Schlösser und Gärten zu Videorundgang eingeladen: Weil der Besuch am originalen Ort zuerst gar nicht und dann nur eingeschränkt möglich war, übernahm Geschäftsführer Michael Hörrmann die Rolle des Präsentators und führt durch „seine“ Monumente. Die zehn Filme stehen Internetportal der Schlösser und Gärten und auf Facebook – und sind eine persönliche und begeisterte Liebeserklärung des Historikers und Schlösser-Managers an die Schönheit der baden-württembergischen Monumente.

 

ADVENTSKALENDER UND GESCHICHTEN

Jetzt in der Adventszeit setzt man bei den Schlössern auf einen Klassiker – aber auch hier in digitaler Form: Seit dem 1.12. lädt ein Adventskalender unter www.schloesser-und-gaerten.de jeden Tag zum Rätseln und Gewinnen ein. Kloster Bebenhausen und Schloss Bruchsal bestücken obendrein ihren eigenen regionalen Adventskalender und Schloss Heidelberg, in normalen Jahren das Monument mit einer Million Gäste aus aller Welt, bietet „Geschichtshäppchen“ (https://www.schloss-heidelberg.de/wissenswert-amuesant/geschichtshaeppchen.)

 

DIE HISTORISCHEN MONUMENTE AUF DEM WEG

Im Residenzschloss Ludwigsburg, üblicherweise ein fest eingeführter Anlaufpunkt für alle Schulen der Region, wenn es um die die Landesgeschichte oder um die historische Epoche des Absolutismus geht, hat angefangen, didaktisches Material in digitaler Form aufzubereiten. 2021 wollen die Staatlichen Schlösser und Gärten in zehn Monumenten mit komplett neu konzipierten Besucherrundgängen an den Start gehen – Multimediaguides, die per App verfügbar sind. Corona als Chance? „Die veränderte Situation mit ihren Einschränkungen hat jedenfalls bei vielen in unseren Teams einen sagenhaften Kreativitätsschub ausgelöst“, sagt Michael Hörrmann. „Und ganz sicher sind die neuen digitalen Formate der Vermittlung etwas, wovon wir für die nächste Zukunft profitieren werden.“

Download und Bilder